Wenn du Django von Grund auf neu lernen willst: Ein Lernpfad, der bei HTTP beginnt

Wenn das Jahr zu Ende geht, schauen wir uns oft zurück. Für mich gibt es jedes Jahr ein Thema, das immer wieder auftaucht: „Habe ich Django wirklich richtig gelernt?“

Ich arbeite seit Jahren mit Django und Django REST Framework (DRF). Durch viele Projekte habe ich inzwischen das Gefühl, dass ich zumindest sagen kann:

„Ich verstehe, wie die einzelnen Teile funktionieren – viel besser als früher.“

Natürlich gibt es immer noch vieles, das ich nicht weiß. Aber ich kann jetzt meinem früheren Ich und jedem, der gerade erst mit Django beginnt, sagen: „Wenn du in dieser Reihenfolge lernst, wirst du viel weniger verwirrt sein.“

Dieser Beitrag ist ein persönlicher Leitfaden, wie man Django von Grund auf neu angehen kann. Er soll wie ein Jahresrückblick wirken, aber gleichzeitig ein dauerhaft gültiger Anlaufpunkt für das Lernen von Django sein.


1. Django ist letztlich ein HTTP‑Framework



Das klingt selbstverständlich, aber beim ersten Einstieg in Django wird das oft vergessen.

Egal, ob Django HTML rendert oder nur JSON‑APIs liefert – im Kern geht es darum, HTTP‑Anfragen entgegenzunehmen und HTTP‑Antworten zurückzugeben.

  • Der Client (Browser, App, anderer Server) sendet eine HTTP‑Anfrage.
  • Django empfängt die Anfrage, verarbeitet sie.
  • Django liefert eine HTTP‑Antwort (HTML, JSON, Datei, Fehler usw.) zurück.

Die typischen Bausteine, die wir mit Django verbinden: - URLConf - View (FBV/CBV) - Template - ORM - Middleware - Authentication / Permission - DRF‑Serializer, ViewSet, Router …

All diese Komponenten sind lediglich Werkzeuge, um eine HTTP‑Anfrage zu empfangen, zu verarbeiten und zurückzugeben.

Wenn man diese Perspektive beim Einstieg verpasst, fühlt sich das Framework schnell wie ein „magischer Kasten“ an.

„Ich benutze es einfach, weil es funktioniert… aber ich verstehe nicht, warum.“

Wenn das so lange anhält, wird man irgendwann vom Framework und seinen Abstraktionen mitgerissen.


2. Verstehe erst warum, bevor du wie nutzt

Beim ersten Lernen von Django fallen oft die folgenden Features ins Auge:

  • Login/Registrierung, Social‑Login
  • Rechte/Authentifizierung
  • Caching‑Einstellungen
  • Asynchrone Aufgaben (z. B. Celery)
  • Verschiedene Middleware‑ und Konfigurationsoptionen

Diese sind später sicherlich nützlich, aber wenn man zu früh in sie einsteigt, entstehen Probleme.

Fragen wie:

„Warum muss ich das so machen?“

Wenn man die Antwort nicht kennt und trotzdem Code schreibt, kann das zu:

  • Frust beim Fehlerbeheben
  • Schwierigkeiten beim Refactoring
  • „Fertig, weil es funktioniert“‑Mentalität

Deshalb sage ich meinem früheren Ich und jedem, der gerade erst mit Django beginnt, immer:

„Verstehe zuerst die Funktionsweise von Web und HTTP, bevor du dich in Features stürzt.“


3. Wenn du den HTTP‑Fluss verstehst, siehst du auch das Umfeld



Um Django wirklich transparent zu nutzen, muss man die Grundlagen des HTTP‑Protokolls kennen.

Einfaches Experiment: Sende eine Anfrage aus dem Terminal.

curl -X GET "http://localhost:8000/articles/1/" -H "Accept: application/json"

Diese Anfrage enthält alles, was HTTP ausmacht: - URL (/articles/1/) - Methode (GET) - Header (Accept: application/json) - Erwartete Antwort (JSON)

Wenn du diesen Ablauf im Kopf hast, beginnst du, das Umfeld zu verstehen: - Warum proxiert nginx bestimmte Pfade an Django? - Welche Rolle spielen WSGI‑Server wie gunicorn oder uWSGI? - Wo endet Django und wo beginnt die Infrastruktur?

Dann wird Django nicht mehr ein „unbekannter Zauber“, sondern ein Werkzeug, das HTTP‑Anfragen verarbeitet.


4. Starte dein erstes Projekt einfach – mit FBV

image of dev who is developing web service with Django

Für den Einstieg empfehle ich: Einfach, bewusst, FBV.

  • Minimaler Auth‑/Permission‑Aufbau
  • Keine komplexen Admin‑ oder Einstellungsseiten
  • Einfache Modelle (z. B. Artikel, Kommentar)
  • Fokus auf den Ablauf, nicht auf die Struktur

Beispiel: Einfache Artikel‑Detail‑Ansicht mit FBV.

# views.py
from django.http import JsonResponse
from .models import Article

def article_detail(request, pk):
    article = Article.objects.get(pk=pk)
    data = {
        "id": article.id,
        "title": article.title,
        "content": article.content,
    }
    return JsonResponse(data)

In dieser View steckt der komplette HTTP‑Fluss: 1. request‑Objekt 2. URL‑Parameter pk → ORM‑Abfrage 3. Python‑Dictionary 4. JSON‑Antwort

Durch das Schritt‑für‑Schritt‑Debugging bekommst du ein klares Bild von: - URL‑Konfiguration - request‑Inhalt - ORM‑SQL - JSON‑Serialisierung

Wenn du die Django‑ORM in Ruhe lernst, hast du ein mächtiges Werkzeug für jedes Projekt.


5. Dann: CBV und DRF – die nächste Stufe

Wenn du die FBV‑Reihe durchgearbeitet hast, springe ohne Zögern zu CBV und DRF.

Diese bieten: - Wiederholbare Muster - Konsistente Architektur - Klare Verantwortlichkeiten - Erweiterbare Designs (URL, Serializer, ViewSet, Permission)

Beispiel: Dasselbe Feature in DRF.

# views.py (DRF)
from rest_framework.viewsets import ReadOnlyModelViewSet
from .models import Article
from .serializers import ArticleSerializer

class ArticleViewSet(ReadOnlyModelViewSet):
    queryset = Article.objects.all()
    serializer_class = ArticleSerializer

Und die Router‑Registrierung:

# urls.py
from rest_framework.routers import DefaultRouter
from .views import ArticleViewSet

router = DefaultRouter()
router.register(r'articles', ArticleViewSet, basename='article')

urlpatterns = router.urls

Jetzt funktionieren automatisch: - /articles/ - /articles/{id}/

Wenn du bereits den HTTP‑Fluss verstehst, erscheint CBV/DRF als abstrakte, aber vertraute Erweiterung.

„In diesen Klassen läuft doch dieselbe HTTP‑Logik ab, nur sauberer abstrahiert.“

Wenn etwas unklar ist, schaue in die Django‑Quellcodes – das hilft oft.


6. Lernreihenfolge – kompakt zusammengefasst

Für mein früheres Ich und jeden, der gerade erst startet, würde ich empfehlen:

  1. Grundlagen von Web & HTTP - Browser‑Server‑Kommunikation - HTTP‑Methoden, Statuscodes, Header, Cookies, Sessions - Mit curl oder Postman experimentieren
  2. Django‑Grundlagen: FBV‑Rundgang - URLConf → View → Template → ORM - Ein kleines Projekt ohne Auth - CRUD mit ORM
  3. Django‑ORM & Admin - Modelle, Beziehungen, Query‑Optimierung - Admin‑Verwaltung nutzen
  4. CBV‑Umstellung - Generic Views, Mixins, Vererbung
  5. DRF‑Projekt - Serializer, ViewSet, Router, Permission, Auth
  6. Fortgeschrittene Features - Auth/Permission, Throttling, Pagination, Filter - Caching, Async, Deployment, Scaling

Wichtig ist, dass du selbst erklären kannst, warum du etwas tust – nicht nur, weil es „so funktioniert“.


7. Fazit: Vergiss das Framework, lerne das Web

Zum Schluss ein Satz, den ich meinem früheren Ich und jedem neuen Django‑Entwickler mitgeben möchte:

Lerne das Web, nicht das Framework.

Django ist ein großartiges Werkzeug, um das zu tun. Wenn du die Prinzipien von HTTP und Web verstehst, bleibt das Framework immer ein Werkzeug – egal, ob Django, Flask, FastAPI, Node oder Spring.

Du kannst dann immer fragen: - „Wie behandelt dieses System HTTP?“ - „Wo liegt die Verantwortung?“ - „Welche Abstraktion verbirgt sich hinter diesem Pattern?“

Mit dieser Basis wirst du nicht an ein bestimmtes Framework gebunden, sondern bist in jeder Umgebung ein souveräner Web‑Entwickler.