Im Jahr 2003 erinnere ich mich lebhaft daran, dass ich die ganze Nacht über mit dem Zug von Barcelona nach Madrid fuhr und 8-9 Stunden unterwegs war. Damals gab es das Konzept der Hochgeschwindigkeitszüge noch gar nicht. Nun, 22 Jahre später, als ich mich wieder auf eine Reise nach Spanien vorbereitete und über das Transportmittel zwischen Barcelona und Madrid nachdachte, überkam mich schon die Müdigkeit bei dem Gedanken, die ganze Nacht im Zug zu verbringen. Doch nach meiner Recherche erfuhr ich, dass es in Spanien den Hochgeschwindigkeitszug AVE gibt und dass ich über die offizielle Renfe-App reservieren kann.

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Renfe Buchung, rätselhafter VPN-Zugang

Das Problem war, dass der Buchungsprozess bei Renfe alles andere als reibungslos verlief. Überraschenderweise konnte ich über eine koreanische IP-Adresse weder auf die offizielle Website von Renfe noch auf die App (egal ob iOS oder Android) zugreifen, geschweige denn mich registrieren oder ein Ticket kaufen. Egal, zu welcher Tageszeit ich es versuchte, es war immer dasselbe. Schließlich wollte ich aufgeben und ein Inlandsflugticket buchen, als ich mit der VPN, die ich beruflich genutzt hatte, über eine deutsche IP-Adresse verbunden wurde und plötzlich alles wie durch ein Wunder reibungslos funktionierte.

Später entdeckte ich, dass ich mit IP-Adressen aus China, Japan, Südkorea und Spanien keinen Zugang hatten, sondern nur über europäische IP-Adressen darauf zugreifen konnte. Dies scheint eine bewusste Politik von Renfe zu sein, die darauf abzielt, den Zugang aus bestimmten Regionen einzuschränken. Trotzdem konnte ich dank dieser Umstände vor dem Reiseantritt problemlos ein AVE-Ticket buchen und die Fahrt zwischen Barcelona und Madrid selbst erleben.

AVE, der die Vorurteile entkräftete: Komfort und unglaubliches Preis-Leistungs-Verhältnis

Die Entfernung zwischen Barcelona und Madrid beträgt etwa 620 km. Das ist deutlich weiter als die Strecke von Seoul nach Busan (ca. 420 km) und liegt ungefähr auf dem Niveau der Shinkansen-Linie von Tokio nach Kobe (ca. 590 km).

Als ich das AVE-Ticket reservierte, las ich im Internet, dass die Spanier oft laut seien, weshalb ich den 'Silent Coach' nutzen sollte. Neugierig nutzte ich auf der Hinfahrt den Silent Coach und auf der Rückfahrt die normale Klasse, und letztendlich waren beide Klassen sehr ruhig. Die Vorstellung, dass Spanier laut sind, scheint ein Vorurteil zu sein. Der Silent Coach bot eine Stille, die mit der von Shinkansen oder KTX vergleichbar war, und auch in der normalen Klasse war es nicht viel anders. Tatsächlich waren, außer ein paar chinesischen Touristen, die manchmal laut telefonieren, alle spanischen Passagiere sehr ruhig.

Am meisten erstaunte mich der Preis. Der Einzelfahrschein kostete 54 Euro zuzüglich 5 Euro für die Sitzplatzreservierung, also insgesamt 59 Euro. Angesichts dieser Entfernung ist das sogar günstiger als das KTX in Südkorea. Zudem war die Geschwindigkeit überwältigend. Von Barcelona nach Madrid legte der AVE die 620 km in nur 2 Stunden und 30 Minuten ohne Halt zurück. Auf dem Rückweg von Madrid nach Barcelona dauerte die Fahrt mit 3 Zwischenstopps etwa 3 Stunden und 10 Minuten.

Außenansicht des Barcelona AVE-Zuges

Wenn ich an das KTX denke, das für die Strecke von 420 km zwischen Seoul und Busan aufgrund mehrerer Halte fast 3 Stunden benötigt, dann war der AVE wirklich ein Service, der dem Namen 'Hochgeschwindigkeitsbahn' gerecht wurde. Die Sauberkeit, das WLAN und die Steckdosen an den Sitzen waren vergleichbar mit dem KTX, aber der AVE war viel schneller und günstiger, sodass ich ganz sicher bin, dass es ein weitaus besseres System als das KTX ist. Beide Male gab es nur eine geringe Verspätung von etwa 10-15 Minuten, was keine große Sache ist, denn solche Unterschiede gibt es auch beim KTX.

Der Vergleich mit dem Shinkansen: Überlegen genaue Pünktlichkeit

Natürlich verändert sich die Geschichte, wenn man den Shinkansen in Japan vergleicht. Die Kosten für die Shinkansen von Tokio nach Kobe betragen etwa 15.000 Yen (über 100 Dollar), was mehr als das Doppelte von AVE oder KTX ist. Aber der Shinkansen beeindruckt mit erstaunlicher Genauigkeit und Geschwindigkeit und hält fast auf die Sekunde genau die Abfahrts- und Ankunftszeiten ein. Das ist das Ergebnis einer fast obsessiven Hingabe der Japaner, pünktlich zu sein. So ist der Shinkansen mit seiner herausragenden Genauigkeit schlichtweg ein 'Service, der über den Klassen steht', wenn man ihn mit AVE oder KTX vergleicht.

Ängste über die Sicherheit ausgeräumt und abschließend

Vor der Reise hörte ich, dass Gepäck, das im Gepäckraum des AVE aufbewahrt wird, während der Halte gestohlen werden könnte, aber meine Erfahrung hat gezeigt, dass dies überhaupt nicht wahr war. Niemand interessierte sich für die Taschen anderer, und die Sicherheit war sehr gut. Besonders auf der Rückfahrt von Madrid nach Barcelona gab es bei den 3 Halten keinerlei Probleme.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das spanische AVE ein schnelles, komfortables und zudem äußerst kosteneffizientes Bahnsystem bietet. Wenn ich bedenke, dass ich vor 22 Jahren noch mit einem Nachzug unterwegs war und jetzt so schnell und komfortabel zwischen den großen Städten reisen kann, fühlte ich bei dieser Reise erneut die Kluft zwischen den Zeiten.

Außenansicht des Bahnhofs Barcelona Sants


Ich hoffe, meine Erfahrungen mit dem AVE bieten hilfreiche Informationen für diejenigen, die eine Reise nach Spanien planen. Im nächsten Post werde ich einen weiteren Aspekt meiner Reise nach Spanien diskutieren. Haben Sie Erfahrungen mit Bahnhöfen in Spanien oder gibt es andere Fragen, die Sie interessieren?